Vorstandschefs schimpfen gerne über die Politik. Über ihr eigenes Versagen sprechen sie eher ungern. Dabei ist die Mittelmäßigkeit in vielen Chefetagen längst ein Risiko für den Standort Deutschland.

Das Wehklagen über den Standort Deutschland gehört seit Monaten zum Standardelement der Reden von Unternehmensführern: Die Energiepreise zu hoch, die Bürokratie überbordend, die Politiker unfähig. Nur über eines sprechen sie eher ungern: ihre eigenen Fehler. Es ist schließlich immer einfacher, Probleme mit “den Umständen” zu begründen. Die Politik aber ist nicht das einzige Standortrisiko, auch viele Konzernlenker in Deutschland gehören dazu: Sie verschlafen die E-Mobilität, stürzen sich in riskante Übernahmen oder setzten viel zu lange auf russisches Gas, statt ihre Lieferanten zu diversifizieren. Ist womöglich das Versagen in den Chefetagen der wahre Grund für Deutschlands Abstieg?

[…]

  • trollercoaster@feddit.de
    link
    fedilink
    Deutsch
    arrow-up
    3
    ·
    10 months ago

    Ja, die Leute sind praktisch überall nach der gleichen Ideologie ausgebildet, in der Hinsicht dürfte es da wenig Unterschiede geben. Der größe Unterschied dürfte eher kulturell sein. Die deutsche Gesellschaft hat kollektiv die technische Entwicklung der letzten 50 Jahre nicht nur verschlafen, sondern aktiv versucht, sie zu verhindern. Der Computer gilt noch immer nicht als ein wichtiges Werkzeug, das bei richtiger Benutzung massive Arbeitserleichterung bringt, sondern als der böse Endgegner, den es zu bekämpfen gilt, wo immer er auftaucht. Deshalb sind wahrscheinlich viele deutsche Schlipse nicht mal in der Lage, ohne fremde Hilfe eine E-Mail zu lesen, denn die wird ihnen immer von einer Schreibkraft in Farbe ausgedruckt und vorgelegt. Wer so einen lustigen Bullshit-Job hat, ist natürlich hochmotiviert, weil ständig direkt mit der offensichtlichen Unfähigkeit unserer hochkarätigen Führungskräfte konfrontiert. Dementsprechend gut fällt dann auch die Arbeit aus.