Was haltet ihr von der Idee des Industriestrompreises? Demnach würden die Unternehmen aus dem sogenannten Transformationssektor subventioniert. Auf der einen Seite werden damit zumindest keine falschen Anreize gesetzt (Stahl, Zement, …), auf der anderen Seite frage ich mich, ob die Maßnahme überhaupt wirksam wäre hinsichtlich der wirtschaftlichen Großwetterlage in Deutschland. Haben die betroffenen Unternehmen überhaupt einen nennenswerten Anteil an der Wirtschaftsleistung? Was ist mit der Beschaffung von Rohstoffen und Halbzeugen aus dem Ausland, die nicht subventioniert sind, aber trotzdem die Herstellkosten der deutschen Hersteller in die Höhe treiben? Wenn ich richtig informiert bin, waren viele Stahlerzeugnisse in den letzten Jahren überall schwer und teuer zu bekommen, Lieferkette Probleme, etc.

Mich würden eure Einsichten interessieren!

  • heeplr@feddit.de
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    1 year ago

    Es hängt von mehreren Faktoren ab, ob das was bringt oder nicht. Man erkauft damit primär Zeit. Zwei extreme Szenarien:

    • Die Industrie/Wirtschaft vollzieht mit grösster Anstrengung die Transformation. Dann puffert man damit unvorhergesehene Probleme ab. Das kann sich sehr lohnen.

    • Business-as-usual, Transformation wird nie kommen. → Dann war es Geldverschwendung.

    Da spielen noch einige andere Faktoren eine Rolle, aber im Prinzip stellen sich mir die Fragen:

    • Kann die Mehrheit der deutschen Wirtschaft überhaupt supermodern & klimaneutral?
    • Falls ja, transformiert sie auch von selbst, ohne vom Markt oder vom Staat dazu gezwungen zu werden.

    2 Volkswirtschaftler, 3 Meinungen :-)

    • solidstate@feddit.deOP
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      1 year ago

      Ich stelle mir ähnliche Fragen. Der Industriestrompreis zielt darauf ab, “grüne” Industrie zu subventionieren. Ganz wesentlich ist aber weiterhin der Umbau konventioneller Industriezweige, und ich bin mir nicht sicher, ob die hier betroffenen Transformationsunternehmen dort auch beteiligt sind - Beispiel Umbau eines Stahlwerks auf Wasserstoff. Ohne so eine Hebelwirkung, also auf nicht direkt betroffene Industriebereiche, stelle ich mir die Wirkung eher begrenzt vor.

      Was ich aber nachvollziehen kann, ist der Aspekt der Zeit, den du aufwirfst. Eine Beschleunigung der Entwicklung nachhaltiger technischer Lösungen ist natürlich zu begrüßen, muss aber ja vor dem Hintergrund ihrer Opportunitätskosten gesehen werden. Ist das die beste Alternative, die Mittel einzusetzen, oder geht es darum, vor dem Hintergrund der Schlagzeile “Deutsche Wirtschaft schwächelt” Stimmung zu machen?

      • heeplr@feddit.de
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        1 year ago

        muss aber ja vor dem Hintergrund ihrer Opportunitätskosten gesehen werden

        Das bringt aber nichts, wenn 75% der Wirtschaft pleite geht, weil der Strompreis zu schnell zu hoch steigt und die Transformationsgeschwindigkeit zu langsam ist.

        Nicht jeder kann überhaupt Klimaneutral werden. Die gehen Pleite. Aber von denen die könnten, kann nicht jeder gleich schnell. Bei vielen Wirtschaftszweigen ist die Herausforderung enorm und Zeit ist dann ein Faktor. Und die Uhr tickt.

        Ansonsten sehe ich es genauso.

  • Treczoks@kbin.social
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    1 year ago

    Warum bekommen die größten Verbraucher = Verschmutzer eigentlich immer die Sozialtarife, und die Bürger nicht?

    Ein Liter Kerosin kostet die Fluglinien 38ct. Wir zahlen um die 2€ für den Liter Benzin.

    Die Indrustrie bekommt die Kilowattstunde Strom zukünftig für 5ct, der durchschnittliche Strompreis für normale Kunden liegt im Momemt bei 31ct.

    • driest@feddit.de
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      1 year ago

      Weil wir mit der Wirtschaft im internationalen Wettbewerb stehen, aber mit Privatpersonen nicht.

      Das liegt daran das es sehr viel einfacher ist seine Produktion ins Ausland zu verlagern, bzw. neue Kapazitaeten direkt im Ausland zu schaffen, als es fuer Privatpersonen ist ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland zu verlagern. Daher haben wir es nicht noetig Privatpersonen durch subventionen hier zu halten.

      Was ich schade finde ist das man im privaten Bereich keine Preisanreize nutzt um die Energiewende vorran zu treiben. Wenn man zB. Strom deutlich guenstiger als fossile machen wuerde dann braeuchte es keine Verbote um Waermepumpen und Elektroautos attraktiv zu machen. Wenn ich meine Heizrechnung durch eine Waermepumpe halbieren kann ist sie ein no-brainer.

      Leider ist das aktuell nicht so. Bei Strompreisen von 50-60 cent an Ladesaeulen liegen die Energiekosten fuer Elektroautos kaum unter denen von Verbrennern, und bei 30 cent fuer haushaltstrom ist auch eine waermepumpe nur unwesentlich guenstiger als eine gasheizung.

      So bleibt die Energiewende leider ein Privileg der Eigenheimbesitzer die platz fuer PV auf dem Dach haben und zugriff auf guenstigen Strom haben :(.

      • MrMakabar@slrpnk.net
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        1 year ago

        Das mit Wärmepumpen sollte sich bald ändern. EEG Umlage ist weggefallen und auf Gas kommt bald die normale Mehrwertsteuer und eine höhere CO2 Abgabe. Das sollte die Wärmepumpe schon ordentlich günstiger machen. Vorallem bei stärkerem Ausbau der Erneuerbaren.

        Momentan fehlt noch ein lokalerer Strompreis. Das sollte gerade im Norden viel helfen.

  • Spzi@lemm.ee
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    1 year ago

    Gefördert werden sollen stromintensive Unternehmen, die im Bereich der sogenannten Transformation arbeiten, also etwa Batterien, Windräder oder Wärmepumpen herstellen.

    Okay, jetzt verstehe ich die Idee. Wir wollen, dass mehr dieser Dinge produziert werden für die Energiewende. Und die Unternehmen, die das Zeug produzieren, klagen über hohe Strompreise.

    Aber warum nicht diese Dinge direkt subventionieren? Warum den Umweg über Strom?

    Zum Beispiel könnte man sagen: Für jedes produzierte Ding bekommt ihr extra Geld vom Staat! Und könnt es zusätzlich noch verkaufen.

    Dann lohnt es sich mehr, diese Dinge zu produzieren. Wie das produziert wird, ist egal. Wenn Strom (warum auch immer) teuer ist, ist es weiterhin wirtschaftlich sinnvoll, Strom zu sparen. Und dennoch mehr gewünschte Dinge zu produzieren.

    Subventionieren wir aber einfach Strom, schafft das andere Anreize. Dann kann es sich lohnen, durch ebenfalls stromverbrauchende Nebentätigkeiten Geld zu verdienen, ohne dass dabei irgend ein gewünschtes Ding mehr produziert wird. Und es gibt weniger Gründe, den Stromverbrauch bei der Produktion gewünschter Dinge zu reduzieren.

    Das ist besonders fragwürdig, weil der Strommix ja noch etwa zur Hälfte aus fossilen Energien besteht. Einfach Stromverbrauch zu subventionieren ist also indirekt eine Subvention “für mehr Klimawandel”, obwohl man ja eigentlich das Gegenteil; die Energiewende beschleunigen will.

    Als Gamedesigner hat mich das jedenfalls irritiert, wieso man Strom günstiger macht. Dabei will man doch gar nicht mehr Stromverbrauch, sondern mehr Dinge. Mit dem gleichen Geld könnte man auch einfach Dinge profitabler machen, egal ob die mit oder ohne Strom produziert werden. Der aktuelle Ansatz verringert auch den Anreiz, die Produktion dieser Dinge vom Stromverbrauch zu entkoppeln. Was ziemlich doof ist, wenn Strom teuer ist (und zudem Emissionen verursacht).

    • amki@feddit.de
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      1 year ago

      Weil man subventionierte Dinge überall bauen kann und du keine Ahnung hast wo jetzt die Wertschöpfung stattgefunden hat. Das zu kontrollieren ist auch sehr schwer.

      Strom hingegen wird niemand erst nach China bringen um dann da etwas damit zu produzieren.

    • TiKa444@feddit.de
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      1 year ago

      Also ein Grund der mir einfällt ist, dass Subventionen so langsam ausgeschichen werden. Wenn der Strompreis runtergeht (und das soll er ja durch die Energiewende letztendlich), nähert man sich den 5ct an. Wenn man die dann irgendwann erreicht sind die Subventionen ausgesetzt ohne, dass die Unternehmen plötzlich eine Menge weniger Geld in der Tasche hätten. Könnte man vermutlich mit anderen Formen von Subventionen ähnlich machen, indem sie man langsam verringert, aber das wäre vermutlich aufwendiger.